Chronik der „St. Jakobus-Schützengesellschaft“ Lichtringhausen 1927 e.V.
(erstellt anlässlich des 75-jährigen Vereinsjubiläum 2002)
Das Jahr 1927 war für das Vereinsleben in unserem Dorf Lichtringhausen von großer Bedeutung, wurden doch mit der Freiwilligen Feuerwehr und der Schützengesellschaft gleich zwei Vereine gegründet. Bis zu diesem Zeitpunkt existierte nur ein Verein, nämlich der 1897 gegründete Männergesangsverein. Initiator der Neugründung war in beiden Fällen der damalige Dorfschullehrer Wilhelm Goebel.
Während der Anlass zur Bildung der Freiwilligen Feuerwehr sicher darin zu finden ist, dass eben zur damaligen Zeit im gesamten Amt Attendorn Löschgruppen ins Leben gerufen wurden, ist im Fall der Schützengesellschaft ein ähnlicher Hauptgrund nicht auszumachen. Schließlich ist die Bildung von „Schützen-Bruderschaften“ bereits aus dem Mittelalter bekannt. Diese dienten in Städten und größeren Ortschaften als Schutztruppe zur Selbstverteidigung bei feindlichen Angriffen und räuberischen Überfällen.
Möglicherweise war es ein Anliegen des Lehrers, Wilhelm Goebel, das Bewusstsein für die Bedeutung der Zusammengehörigkeit der Dorfbevölkerung zu wecken und als sichtbares Zeichen dafür, die Schützengesellschaft zu gründen. Es lag auch nahe, dies unter dem Namen des Schutzpatrons „Sankt Jakobus“ auszuführen. Schließlich hatte die Einweihung der neuen Kirche im Jahr 1911, die dem Heiligen Jakobus d.Ä. geweiht ist, einen starken Einfluss auf das dörfliche Miteinander und ein gesteigertes Selbstbewusstsein der Dorfbewohner zur Folge gehabt. So gab es bereits erste Ansätze zur Gründung eines Schützenvereins in den Jahren 1912 und 1913. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges verhinderte jedoch die Realisierung des Vorhabens. Immerhin dauerte es dann noch bis zum Jahr 1927 ehe am 01. März der Schützenverein- und am gleichen Tag auch die Freiwillige Feuerwehr gegründet wurden.
August Schulte sen. Wurde zum 1. Vorsitzenden und Hauptmann des Vereins gewählt. Gründungsmitglieder waren Josef Arens, Peter Flucht, Heinrich Schulte, Johann Schulte, Bernhard Springob, Hermann Springob, Johann Stuff und Josef Wurm. Zum 60-jährigen Vereinsjubiläum 1987 wurden diese zu Ehrenmitgliedern der Schützengesellschaft ernannt. Zum heutigen Jubiläum lebt von ihnen leider niemand mehr. Im Gründungsjahr gehörten 45 Mitglieder dem Verein an. Der Jahresmitgliedsbeitrag betrug 5 RM (Reichsmark).
Am 29. August 1927 wurde das erste Schützenfest gefeiert. Erster Schützenkönig wurde Hermann Rauterkus mit seiner Cousine Helene als Königin. Der Festplatz war „Heselers-Wiese“ oberhalb des heutigen Hallen-Standortes.
Die erste Satzung des Vereins wurde am 26. Februar 1928 verabschiedet. Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte am 25. Juli 1928 unter der Nr. 22 mit dem Namen „Schützengesellschaft – St. – Jakobus“ Lichtringhausen e.V. Als Vereinsfarben wählte man die Kombination grün/weiß/schwarz.
Zum ersten Vorstand zählten Bernhard Cramer, Caspar Cramer, August Kramer, Peter Kramer, Peter Flucht, Peter Lübke und Reinhard Zeppenfeld, der gleichzeitig auch als neuer 1. Vorsitzender mit der Vereinsführung betraut wurde. Unter § 1 der ersten Satzung war neben dem Namen und Sitz auch der Zweck des Vereins aufgeführt: „Der Schützenverein hat den Zweck, Bürgersinn, Eintracht und Geselligkeit in geeigneter Weise zu beleben und die Liebe zu Heimat und Vaterland zu pflegen und zu fördern.“ Die Satzung umfasste 29 Paragraphen. Insbesondere der § 25 mag aus heutiger Sicht Anlass zum Schmunzeln bieten, wurde in ihm doch folgendes bestimmt: „Zur Aufrechterhaltung der Ordnung beim Tanzen wird alljährlich vom Vorstand eine Tanzordnung
erlassen, die auf dem Feste noch geändert werden kann.“
Nachdem Reinhard Zeppenfeld schwer erkrankt war, übernahm 1931 wieder August Schulte Sen. das Amt des 1. Vorsitzenden. In den Jahren 1931, 32 und 33 wurde in Lichtringhausen kein Schützenfest gefeiert. Grund dafür dürfte die äußerst schlechte wirtschaftliche Lage gewesen sein, die nach dem Börsenabsturz, an der Wall Street in New York, im Oktober 1929 mit der daran anschließenden Weltwirtschaftskrise entstanden war.
Zum Gedenken an die im 1. Weltkrieg gefallenen Männer der Gemeinde wurde im Juni 1936 das Ehrenmal eingeweiht. Es besteht im wesentlichen aus einem großen Findling, auf dem das „Eiserne Kreuz“ angebracht ist. Auf einer Gedenktafel sind die Namen der Gefallenen – 13 junge Männer im Alter von 20 – 27 Jahren – eingraviert.
Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges und seiner verheerenden Folgen wurde in den Jahren 1940 bis 1948 wiederum kein Schützenfest gefeiert. Im 2. Weltkrieg sind 34 Männer aus dem Dorf im Alter zwischen 17- und 43-Jahren ums Leben gekommen und viele in Gefangenschaft geraten. In diesen Jahren beschränkte sich das Vereinsleben lediglich auf die jährliche Hauptversammlung. Das erste Schützenfest nach dem Krieg fand 1949 statt. Schützenkönig wurde Josef Bröcher, dem es gelang, mit einem gezielten Steinwurf (!) den Vogel von der Stange zu werfen. Die vereinseigenen Gewehre hatte man im Februar 1945 an den Volkssturm abtreten müssen und nicht wieder erhalten. Außerdem war die Benutzung von Gewehren ohnehin durch die Besatzungsmächte verboten. Allerdings scheint das Abwerfen des Schützenvogels den Schützenbrüdern gefallen zu haben. Als 1950 wieder geschossen wurde, hatten bei der Generalversammlung immerhin 33 Teilnehmer für „Werfen“ und 35 Teilnehmer für „Schießen“ abgestimmt.
1952 – dem Jahr des 25-jährigen Vereinsjubiläums – wurde Josef Damm erster Schützenkaiser.
Im Jahr 1954 wurde Hubert Cramer zum 1. Vorsitzenden gewählt. August Schulte wurde Ehrenoberst. Willi Kramer übernahm das Amt des Hauptmanns. Bis dahin war der 1. Vorsitzende gleichzeitig auch Schützenhauptmann. Ein wichtiges Ereignis in der Amtszeit von Hubert Cramer, war der Erwerb des heutigen Schützenplatzes im Jahr 1957. Der Verein kaufte das Grundstück für 1.363,00 DM von Wilhelm Kramer. Schon vorher waren die Voraussetzungen geschaffen worden, den Schützenplatz für die Zwecke des Vereins neu zu gestalten. Der Biekebach, welcher das Gelände teilte, führte im Winter und im Frühjahr oft Hochwasser, wodurch der Festplatz stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Viele Arbeitseinsätze der Schützenbrüder waren dann notwendig, um den Platz wieder herzurichten. Nun wurde der Bach verrohrt und das Grundstück zur heutigen Form und Größe aufgefüllt und planiert.
1960 übernahm Hubert Damm den Vereinsvorsitz. Auf seine Initiative hin begann man mit Planungen zur Errichtung einer eigenen Schützenhalle. Bisher wurde zur Feier des Schützenfestes jährlich ein Festzelt errichtet.
Durch gute Kontakte zum Dorf Hagen bei Sundern hatte man erfahren, dass die dortige Halle durch einen größeren Bau ersetzt werden sollte. Da sich die Bausubstanz der Halle – insbesondere des Holz-Ständerwerk- in sehr gutem Zustand befand, entschloss sich die Vereinsführung zum Kauf dieses Objekts. In der Generalversammlung im Juli 1962 stimmten die Vereinsmitglieder mit überwältigender Mehrheit dem Vorhaben zu. Jeder Schützenbruder verpflichtete sich zur Zahlung vom 25,- DM für den Erwerb und einen Arbeitstag (ersatzweise Zahlung von 40,- DM) für die Abbrucharbeiten abzuleisten. Unter großem Einsatz der Schützenbrüder wurde die neue Halle in weniger als einem Jahr Bauzeit errichtet.
Die feierliche Einweihung fand zum Schützenfest vom 22. bis 24. Juni 1963 statt. In der Folgezeit wurde die Halle ständig modernisiert und die Ausstattung verbessert. Sie diente auch als willkommener Trainings- und Übungsraum für andere Vereine des Dorfes, wie dem Sportverein, dem Tischtennis-Club und dem Fanfarenzug bzw. dem Musikverein.
Nachdem 1980 Willi Kramer – zum Ehrenhauptmann ernannt – sein Amt als Schützen-Hauptmann an Willi Bender übergeben hatte, verzichtete 1985 Hubert Damm nach 25-jähriger Amtszeit auf die Fortsetzung seiner Funktion als 1. Vorsitzender. Aufgrund seiner großen Verdienste um den Verein wurde er zum Ehren-Major ernannt.
Sein Nachfolger wurde Hans-Werner Schulte, der schon seit Jahren äußerst aktiv am Vereinsgeschehen beteiligt war. Mit hohem persönlichen Einsatz und großer Begeisterungsfähigkeit wurde unter seiner Regie die Hallenrenovierung durchgeführt, die Dach, Fußboden, Sanitäreinrichtungen, Heizung, Fenster und umfangreiche Verschönerungen der Innenausstattung beinhaltete.
Zur Finanzierung der Baumaßnahme wurde ab 1985 das Herbstfest veranstaltet.
Zum 60-jährigen Vereinsjubiläum 1987 präsentierte er das neue Vereinsemblem. Auf seine Initiative hin wurde zu diesem Anlass eine Jungschützenabteilung ins Leben gerufen. Thomas Braunschneider wurde der erste Jungschützenkönig. Durch Hans-Werner Schulte wurde auch die von den Gründern gewählte Bezeichnung „Schützengesellschaft“ anstelle des in den zurückliegenden Jahren meistens benutzen Ausdrucks „Schützenverein“ wieder eingeführt. Die ursprünglichen Vereinsfarben „grün/weiß/schwarz“ wurden – wenn auch nicht bei den Fahnen – für die Schärpen der Vorstandsmitgliedern wieder übernommen. Neben den Aktivitäten zur Hallenrenovierung wurden auch die Außenanlagen und das Ehrenmal neu gestaltet. Wie bereits erwähnt, wurden im Jubiläumsjahr 1987 die noch lebenden Gründungsmitglieder zu Ehrenmitgliedern der Schützengesellschaft ernannt. Hierzu gesellte sich 1988 auch Willi Arens aufgrund seiner 50-jährigen Vereinszugehörigkeit und 25-jähriger Vorstandsarbeit.
1995 wurde Willi Bender nach 15-jähriger Dienstzeit als Hauptmann zum Ehren-Hauptmann ernannt. Sein Nachfolger wurde Uwe Hünerjäger.
Das Jahr 1996 sollte als eines der traurigsten in die Geschichte der Schützengesellschaft eingehen. Mit Helmut Bender (35) und Alfred Braunschneider (48) kamen zwei engagierte und sehr beliebte junge Vorstandsmitglieder auf tragische Weise ums Leben. Zum erstenmal in der Vereinsgeschichte wurde das Schützenfest verschoben und erst im September begangen. Die ursprünglich erwogene Absicht, das Fest ganz abzusagen, wurde schließlich nach langen Beratungen nicht aufrechterhalten.
Auch das Jahr 1997 war von wichtigen personellen Veränderungen bestimmt. Nachdem Hans-Werner Schulte nicht mehr kandidierte, wurde Uwe Hünerjäger – bisher 2. Vorsitzender und Hauptmann – nun zum 1. Vorsitzenden gewählt. Seine bisherige Amtszeit is ebenfalls gekennzeichnet durch großes Engagement bei der Hallenverschönerung und der Gestaltung des Schützen- und Herbstfestes. Das Amt des 2. Vorsitzenden und des Hauptmanns übernahm Gerhard Lübke.
Im Jahr 1999 wurde Johann Reuter besonders geehrt, konnte er doch sein 65-jähriges Königsjubiläum feiern. Der 85-jährige wurde von den Schützen an seinem Wohnhaus abgeholt und in einem Mercedes-Cabriolet (Baujahr 65) zur Schützenhalle gefahren.
Ein weiteres seltenes Ereignis stand im Jahr 2001 an. Hubert Cramer beging gleichzeitig sein Jubiläum als 25- und 50-jähriger Schützenkönig.
Insgesamt stellt sich die „St.-Jakobus-Schützengesellschaft“ Lichtringhausen e.V. im Jubiläumsjahr 2002 als eine aktive, von guter Kameradschaft geprägte Gemeinschaft dar. Sie ist mit 339 Mitgliedern der größte Verein in unserem Dorf. Mag auch, bedingt durch geändertes Freizeitverhalten der Menschen und durch sonstige gesellschaftliche Entwicklungen und Einflüsse, das Schützenwesen von vielen als nicht mehr zeitgemäß betrachtet werden, dürfte dennoch gerade der Schützenverein für das Gefühl der Zusammengehörigkeit in einem Gemeinwesen nach wie vor von großer Bedeutung sein. Wir sind überzeugt, dass unser Verein mit seinen aktiven jungen Vorstand, seinen zahlreichen Mitgliedern und den engagierten Jungschützen eine gute Zukunft haben wird.
Text und Bilder aus der Festschrift „75 Jahre St. Jakobus Schützengesellschaft Lichtringhausen 1927 e.V.“ aus dem Jahr 2002